Gangstörungen

Gangstörungen sind häufige Symptome, die die Mobilität und Lebensqualität beeinträchtigen können. Der erste Schritt zur erfolgreichen Behandlung liegt in der genauen Differenzierung zwischen neurologischen und nicht-neurologischen Ursachen, da die Therapieansätze grundlegend unterschiedlich ausfallen.

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Neurologische Gangstörungen entstehen durch Schädigungen oder Erkrankungen des Nervensystems, insbesondere wenn die für Motorik, Koordination und Gleichgewicht verantwortlichen Hirnareale und Nervenbahnen betroffen sind. Zu den häufigsten neurologischen Auslösern gehören:

  • Erkrankungen des Großhirns und der Basalganglien: Schlaganfälle führen zu charakteristischen hemiparetischen Gangstörungen mit spastischer Komponente, während ein Normaldruckhydrozephalus einen typischen magnetischen Gang mit kleinen, schlurfenden Schritten verursacht. Auch Erkrankungen wie die zerebrale Mikroangiopathie führen zu einem kleinschrittig unsicheren Gangbild, beide Erkrankungen, wie auch andere neurodegenerative Erkrankungen Gehirns führen zu einer sogenannten frontalen Gangstörung oder Gangapraxie. Hierbei ist insbesondere die Planung und Steuerung der Gehbewegung beeinträchtigt. Die Multiple Sklerose kann eine Gangstörung z.B. durch Ataxie oder Spastik, aber auch eine Propriozeptionsstörung hervorrufen, besonders bei spinalen Läsionen. Die primäre Parkinson Erkrankung zeigt sich in einem kleinschrittigen, steifen Gang mit reduzierter Armbewegung.
  • Kleinhirnerkrankungen: erworbene oder genetische Kleinhirnerkrankungen (Ataxien) führen zu charakteristischen ataktischen Gangstörungen mit Koordinationsstörungen.
  • Erkrankungen des Rückenmarkes: Hier kann z.B. durch eine Spastik und / oder Lähmungen der Beine oder eine Propriozeptionsstörung zu Beeinträchtigungen des Steh- und Gehvermögens kommen. Die hereditären Spinalparalyse (HSP) sind eine Gruppen von genetischen Erkrankungen, die als Kardinalsymptom zu einer paraspastische Gangstörung führen.
  • Polyneuropathien: können über eine sensible Ataxie (Propriozeptionsstörung) oder Lähmungen zu einer Gangstörung führen.  
    Sensorische und vestibuläre Defizite: Störungen des Gleichgewichtsorgans, Sehstörungen und Propriozeptionsstörungen können zu verunsicherten Gangbildern führen.
  • Neuromuskuläre Erkrankungen: können zu einer Muskelschwäche in den Beine und insbesondere Schwierigkeiten beim stabilen Gehen und Treppensteigen führen.

  • Orthopädische Ursachen resultieren aus Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates. Arthrose, Hüftgelenkserkrankungen, Bandscheibenvorfälle, Osteoporose) sind weit verbreitet und führen zu typischerweise schmerzbedingten Gangveränderungen mit Hinken oder asymmetrischem Gangbild. Ein häufiges Krankheitsbild sind auch Spinalkanalstenosen, die insbesondere in der Lendenwirbelsäule für die Symptome einer Claudicatio spinalis caudae, also gehstreckenabhängigen Beschwerden in den Beinen führen.  
  • Internistische und systemische Ursachen umfassen Durchblutungsstörungen wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) aber auch orthostatische Kreislaufregulationsstörungen.
  • Phobischen und funktionelle Gangstörungen können vielfältige Ursachen zugrunde liegen

Die Unterscheidung zwischen neurologischen und nicht-neurologischen Ursachen erfolgt primär durch genaue Anamnese und klinische Untersuchung. Eine Ganganalyse unter standardisierten Bedingungen, die Überprüfung von Kraft, Koordination, Reflexen und Sensibilität sowie die Beurteilung des Gleichgewichts bilden die Grundlage der Diagnose
Neurologische Gangstörungen zeigen charakteristische Muster: spastische Komponenten mit Steifheit, ataktische Unsicherheit, kleine schlurfende Schritte oder asymmetrische Bewegungsausfälle. Sie treten häufig mit zusätzlichen neurologischen Symptomen wie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder Lähmungen auf und haben oft einen akuten oder schleichend progredienten Verlauf.
Orthopädische Gangstörungen präsentieren sich dagegen häufig im Zusammenhang mit Schmerzen in muskuloskelettalen Bewegungsapparat und den Gelenken

Die diagnostische Zusatzuntersuchung sollte gezielt und zielgerichtet erfolgen: Bildgebung des Gehirns und des Rückenmarkes (MRT) wird bei Verdacht auf zentrale neurologische Prozesse durchgeführt, während Nervenleitungsuntersuchungen und Elektromyographie periphere Nervenschäden aufdecken. Bei Verdacht auf internistische oder orthopädische Ursachen kommen Labor-Untersuchungen, Gefäßdiagnostik und Bildgebung des Bewegungsapparates zum Einsatz.

 

Eine korrekte Diagnose ist entscheidend für die Therapie, denn neurologische Erkrankungen erfordern spezifische medikamentöse Behandlungen und neuroprotektive Maßnahmen, während orthopädische Probleme oft von Physiotherapie und symptomatischer Schmerzbehandlung profitieren. Internistische Ursachen erfordern häufig eine Optimierung der Medikation und Behandlung der Grunderkrankung. Hinzu kommt, das verschiedene neurologische und nicht-neurologische Ursachen zusammentreffen können und additiv zu einer Beeinträchtigung der Gehfähigkeit führen können -  eine multifaktorielle Gangstörung - deren Behandlung alle Komponenten berücksichtigen sollte und ggf. ein interdisziplnäre Therapie.

Eine fundierte klinische Bewertung ermöglicht nicht nur eine sichere Diagnose, sondern auch eine individualisierte, effektive Behandlung, die die Mobilität und Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern kann.