Der besondere Fall, Video-Falldarstellung

Persistierendes Karpaltunnel-Syndrom

Eine 54-jährige Patientin stellte sich wegen persistierender Beschwerden nach einer vor 3 Monaten durchgeführten Operation am Karpaltunnel vor. Präoperativ litt sie etwa 1 Jahr unter einem rezidivierenden Einschlafen der rechten Hand.

In der neurologischen Untersuchung zeigte sich unverändert zum präoperativen Befund eine leichte Parese bei Daumenabduktion sowie eine Hypästhesie in den medianusversorgten Fingern der rechten Hand. Das Hoffmann-Tinel-Zeichen war negativ. Der Phalen-Test war positiv.

Elektroneurographisch fand sich unverändert zu den präoperativen Werten eine deutliche Leitungsstörung der motorischen und sensiblen Fasern im Karpaltunnel.
Zur Klärung der Ursache erfolgte eine Sonografie.

Im proximalen Karpaltunnel zeigte sich, dass das Karpalband (Retinaculum flexorum) nicht durchgetrennt war (Bild 1). Darüber hinaus bestand eine massive Schwellung des N. medianus proximal dieser Stelle. Weiter distal war das Retinakulum durchgetrennt (Bild 2). Das Video zeigt zunächst den Ausgangsbefund mit dem nicht durchgetrennten Retinakulum im proximalen Karpaltunnel. Dann wird die Schallsonde nach distal bewegt und die Spaltung dargestellt. Daraufhin wird die Sonde zurück in Richtung Unterarm bewegt. Es lässt sich eine massive Nervenschwellung darstellen. Am Ende des Videos ist der Nerv etwa 2 cm proximal der Handgelenksfalte wieder normal.

Somit wurde eine inkomplette Spaltung des Retinakulums diagnostiziert und die Durchführung einer zügigen operativen Revision eingeleitet.

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Legende zu den Abbildungen:
1. Intaktes Retinakulum (Pfeile) im proximalen Karpaltunnel. Nm= N. medianus; au = A. ulnaris; nu = N. ulnaris; sc = Os scaphoideum ; fcr = Sehne des M. flexor carpi radialis ; fpl = Sehne des M. flexor pollicis longus ; fds 2-4 = Sehnen des M. flexor digitorm superficialis zu den Fingern 2-4 ; fdp2 = Sehne des M. flexor digitorum profundus
2. Spaltung des Retinakulums (Pfeil) im proximalen Karpaltunnel. N = N. medianus

Hier das Video zum Fall:

https://youtu.be/y_lpqmhHnho

Dieser Fall zeigt die Bedeutung der Sonografie bei postoperativem Karpaltunnelsyndrom. Obwohl die Karpalbandspaltung zweifellos eine sehr effektive Operation darstellt, kommen als Ursachen von persistierenden Beschwerden eine inkomplette Spaltung des Retinakulums, entzündliche proliferative Veränderungen der Sehnenscheiden, narbige Veränderungen und Nervenverletzungen in Betracht. Sonografisch ist es möglich alle diese Ursachen zu identifizieren.