Migräne ist ein primärer Kopfschmerz, der durch anfallsweise auftretende Kopfschmerzen charakterisiert ist, die durch Bewegung und körperliche Aktivität verstärkt werden. Dieses unterscheidet die Migräneattacke in den allermeisten Fällen von allen anderen primären Kopfschmerzen.
Symptome
Häufig bestehen weitere Symptome wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit oder Konzentrationsstörungen. Teilweise geht den Kopfschmerzen eine sogenannte Aura voraus, am häufigsten finden sich Sehstörungen (z.B. Flimmern, Flackern, Zackenmuster, wandernde Skotome, verzerrt Sehen). Es können aber auch Kribbelmißempfindungen, Taubheit, Lähmungen, Schwindel oder Sprachstörungen vorkommen. Anders als bei einem Schlaganfall betreffen sensible und motorische Ausfälle die betroffenen Extremitäten in der Regel nicht schlagartig, sondern breiten sich über Minuten aus.
Eine Migräneattacke weist unterschiedliche Phasen auf. Nach einer Prodromalphase (z.B. Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Heißhunger, Licht-, Lärm-, Geruchsempfindlichkeit) können fokale Hirnausfall- oder Reizsymptome wie oben beschrieben auftreten. Dieses muss aber nicht der Fall sein. Danach oder nach der Prodromalphase setzen Kopfschmerzen ein, häufig verbunden mit Übelkeit und Erbrechen. Der Kopfschmerz ist häufig (aber nicht obligat) halbseitig mit pulsierend-pochendem Charakter. Es besteht Ruhebedürfnis, bei Bewegung nimmt der Kopfschmerz zu. Die Kopfschmerzphase dauert mindestens vier Stunden und kann bis zu drei Tage lang anhalten, bei Kindern und Jugendliche sind die Attacken kürzer.
Meist handelt es sich bei der Migräne um einen Attacken Kopfschmerz mit variabler Frequenz (wenige Male im Leben bis zu einmal pro Woche). Von einer chronischen Migräne spricht man, wenn Migränekopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat bestehen. Migräneattacken sind von Person zu Person unterschiedlich. Auch bei ein und der selben Person kann die Migräne im Laufe des Lebens einen Wandel durchmachen, so dass auch einmal eine ungewöhnliche und bislang nicht gekannte Attacke auftreten kann.
Es gibt unterschiedliche Formen der Migräne, am häufigsten ist die Migräne ohne Aura. Bei Frauen besteht häufig eine Assoziation zur Regel. Bei 10% der Migräne kommt es zu einer Migräne mit Aura, gelegentlich kann eine Migräneaura auch ohne Kopfschmerzen (Migraine sans Migraine) auftreten. Selten tritt eine Migräne mit einem autosomal-dominanten Erbgang und Halbseitenlähmung auf (familiär hemiplegische Migräne). Eine sogenannte Basilarismigräne kann zu starkem Schwindel führen und einen vestibulären Schwindel imitieren. Selten kann es zu einem Status migraenosus kommen, bei dem die Migräne über mehr als 3 Tage anhält und ggf. auch die Aura länger als 1 Stunde dauert. Sehr selten ist ein migränöser Infarkt oder bei sehr lang anhaltender Aura von mehr als 1 Woche.
Ursache
Migräne ist häufig, ca. 7% der Männer und 13% der Frauen haben Migräneattacken. Am häufigsten treten die Migräneanfälle zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf, typisch ist eine Erstmanifestation im frühen Erwachsenenalter, aber auch Schulkinder können schon an Migräne leiden. Migräne kommt gehäuft familiär vor, eine genetische Veranlagung wird angenommen, für einige Formen wie die konnte dieses nachgewiesen werden.
Wie bei anderen primären Kopfschmerzformen (u.a. Spannungskopfschmerz, Trigemino-autonome-Kopfschmerzen) liegt keine im MRT oder mit anderen Standarduntersuchungen erfassbare Hirnerkrankung zugrunde. Man nimmt an, dass bei der Migräne das Gleichgewicht des Gehirnstoffwechsels gestört ist; besonderes Serotonin, Noradrenalin und CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide) scheinen fehlreguliert. Diese beeinflussen unter anderem die Schmerzempfindlichkeit der Blutgefäße. Offenbar sind bei der Migräne die kleinen Blutgefäße des Gehirns (Arteriolen) entzündlich verändert. Außerdem kommt es zu einer fehlenden Schmerzhemmung im Hirnstamm mit den typischen Migränekopfschmerzen.
Es gibt zahlreiche Trigger Faktoren die Migräneattacken auslösen können. Häufig wird über eine Stressbelastung berichtet, aber auch Alkohol, bestimmte Lebensmittel können bei entsprechender Neigung eine Migräne auslösen.
Die Diagnose der Migräne erfolgt durch die Anamnese und die unauffällige neurologische Untersuchung. EEG, Ultraschalluntersuchung der Hirngefäße oder Kernspinntomografie (MRT) sind fakultative Untersuchungsmethoden, die zur Abgrenzung anderer Ursachen oder bei unklaren Fällen eingesetzt werden
Therapie
Es wird zwischen der Attacken Therapie und der Prophylaxe unterschieden. Im akuten Migräneanfall mit leichten bis mittelschweren Symptome können verschiedene Schmerzmittel eingesetzt werden (z.B. Ibuprofen, Paracetamol, ASS, Naproxen, Novalgin, Diclofenac). Die Wirksamkeit ist am besten wenn das Medikament frühzeitig und in ausreichender Dosierung eingenommen wird. Kau- oder Brausetabletten werden am schnellsten vom Körper aufgenommen während Paracetamol am besten als Zäpfchen wirkt. Eine längere oder dauerhafte Einnahme dieser Medikamente ist in zu vermeiden.
In der Attacke hilft es den Betroffenen meist, sich in einen dunkeln und ruhigen Raum zurückzuziehen. Schlaf wirkt häufig erleichternd. Neben der Akutbehandlung mit Medikamenten können zusätzlich verdünntes Pfefferminzöl auf die Schläfen aufgetragen werden.
Bei schwereren Symptomen der Migräne können Triptan eingesetzt werden. Auch Triptane helfen am besten wenn sie frühzeitig eingenommen werden, doch können sie zu jedem Zeitpunkt eines Migräneanfalls eingesetzt werden.
Wenn ein Migräneanfall mit Erbrechen einhergeht, können Medikamente gegen Übelkeit eingesetzt werden, so können auch auch Schmerzmedikamente gegen Migräne verlässlicher wirken. Alternativ gibt es Schmelztabletten, Nasensprays und Injektionen, deren Aufnahme in Körper unabhängig von der Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt ist.
Bei häufigen und auch schweren Migräneattacken ist eine Migräneprophylaxe ratsam. Es stehen verschiedene Medikamente z.B. Beta-Blocker, Flunarizin, Topiramat zur Verfügung. Weitere nichtmedikamentöse Therapien zur Vorbeugung einer Migräne sind die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Biofeedback-Verfahren, Akupunktur sowie gegebenenfalls eine Verhaltenstherapie. Auch Ausdauersport ist sehr empfehlenswert.
Migräne? Hab ich im Griff!
Videobeitrag über Migräne bei Kindern (und auch für Erwachsene sehr zu empfehlen). Quelle: Deutschens Kinderschmerzzentrums, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln,
Universität Witten/Herdecke. Prof. Dr. Boris Zernikow und Mitarbeiter.