Erkrankungen, Aktuelles

Corona Virus und Myasthenia gravis – LEMS

Stellungnahme des ärztlichen Bereites der DMG zur aktuellen Corona-Virus SARS-CoV-2 Pandemie

Stand: 01.03.2020, Quelle Ärztlicher Beirat der Deutschen Myasthenie Gesellschaft.

 

Sollte die immunsuppressive Therapie bei Myasthenie- oder LEMS-Patienten vorsichtshalber abgesetzt oder reduziert werden?

Immunsuppressive Medikamente sind ein wichtiger Teil der effektiven Therapie von Autoimmunerkrankungen. Bei der Behandlung der Myasthenia gravis und des Lambert-Eaton-Myasthenen Syndroms  werden zur Immunsuppression Steroide (Prednison, Prednisolon, Methylprednisolon), Azathioprin, Mycophenolat Mofetil, Methotrexat, Ciclosporin A, Eculizumab und Rituximab eingesetzt. Grundsätzlich können alle immunsuppressiv wirkende Medikamente die Anfälligkeit gegenüber Infektionen mit den verschiedensten Erregern erhöhen, bei einer regelrecht durchgeführten Therapie allerdings nur minimal. Im Gegensatz dazu führt eine Reduktion oder gar das Absetzen einer bestehenden wirkungsvollen immunsuppressiven Therapie nicht selten zu einer erheblichen Verschlechterung der myasthenen Beschwerden und damit auch zu lebensbedrohlichen Situationen. Um diese zu beherrschen müssen erneut immunsuppressive Therapieverfahren, zumeist im Rahmen von Aufenthalten im Krankenhaus und ggf. auf Intensivstation, eingesetzt werden, die letztlich mit einer stärkeren Schwächung des Immunsystems verbunden sind. Zusammenfassend wird daher das mit einer Reduktion bzw. einem Absetzen immunsuppressiver Medikamente verbundene Risiko für die  Verschlechterung der Myasthenia gravis/LEMS deutlich höher eingeschätzt als das Risiko, aufgrund der bestehenden immunsuppressiven Therapie eine Verschlechterung einer Covid-19-Erkrankung (durch das neue Corona-Virus SARS-CoV-2) zu erleiden.  Die bestehende immunsuppressive Therapie hat – nach allem was wir wissen – keinen Einfluss auf das Risiko sich mit SARS-CoV-2 anzustecken oder selber ansteckend zu sein. Insgesamt wird daher dringend davon abgeraten, die immunsuppressiven Medikamente eigenständig abzusetzen.

Leitlinien für die Behandlung der Myasthenia gravis und des LEMS während der COVID-19 Pandemie

hier finden Sie zu Ihrer Information die „Leitlinien für die Behandlung der Myasthenia Gravis (MG) und des Lambert-Eaton Syndroms (LEMS) während der COVID-19-Pandemie“, an deren Erstellung Herr Prof. Wiendl beteiligt war und die bereits auf DMG Homepage veröffentlicht wurden.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?

Es gelten die gleichen Regeln wie bei anderen Erkältungskrankheiten und der Grippeinfektion. Zu Menschen in der Umgebung, die  Husten oder Niesen sollte mindestens ein Meter Abstand gehalten werden. Grundsätzlich sollte man am besten in ein Einwegtaschentuch oder in die Armbeuge husten oder niesen, jedoch nicht in die Hände, um eine Verbreitung der Erreger über die Hände zu vermeiden. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit nachfolgendem Abtrocken der Hände senkt das Erkrankungsrisiko deutlich. Auf Händeschütteln sollte ebenso wie zur „Grippezeit“ verzichtet werden, um die Übertragung der Viren zu verhindern. Erreger können auch an Oberflächen wie Türklinken haften bleiben. Diese können über die Berührung mit den Händen dann durch Berührungen im Mund-, Nase- oder Augenbereich über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Um Ansteckungen zu vermeiden, sollten daher Berührungen im Gesicht mit ungewaschenen Händen vermieden werden. In Gebieten in denen das Virus nachgewiesen wurde sollten Menschenansammlungen vermieden werden.

Das Tragen von Schutzmasken (Mund- und Nasenschutz) wird nur Personen mit direktem Kontakt zu infizierten Patienten empfohlen, insbesondere medizinischem Personal und Angehörigen von Infizierten. Ebenso sollten Erkrankte Schutzmasken tragen, um das Risiko der Virus-Übertragung auf andere Mitmenschen zu reduzieren. Das Robert-Koch-Institut weist darauf hin, dass es kein Beleg dafür gibt, dass “das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert.” Im Gegenteil, damit kann ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugt und wirksame Hygienemaßnamen vernachlässigt werden.

Sollten sich Menschen mit Myasthenia gravis oder LEMS gegen Infektionserkrankungen impfen lassen?

Impfen kann gegen zahlreiche Infektionskrankheiten effektiv schützen. Impfungen sind auch bei Patienten, die an Myasthenia gravis oder LEMS leiden sinnvoll. Grundsätzlich gilt, dass nur sogenannte Totimpfstoffe in dieser Patientengruppe eingesetzt werden sollten. Dies gilt auch wenn eine immunsuppressive Therapie besteht. Für das neue Corona-Virus Covid-19 gibt es derzeit noch keinen Impfstoff. Für die aktuell auftretende Grippe- sowie Pneumokokken-Infektionen sind Totimpfstoffe verfügbar. Sowohl die Grippe (Influenza) als auch die Pneumokokken-Lungenentzündung kann lebensbedrohlich verlaufen. Das Risiko an Erkrankungen durch diese Erregern zu erkranken ist im Vergleich zum neuen Corona-Virus derzeit deutlich höher.

Für weiterführende Informationen verweisen wir auf die Links des Robert-Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, des Bundesinstituts für Risikoverwertung, die regelmäßig entsprechend der aktuellen Entwicklungen aktualisiert werden

 

weitere links

Coronavirus / COVID19 Impfung und Myasthenie

Deutsche Myasthenie Gesellschaft (DMG) zu COVID19 und Myasthenie

Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) zu Neuromuskulären Erkrankungen und COVID-19

Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu COVID19 und Impfung bei Neuroimmunologischen Erkrankungen

 

Autoren des Beitrags:

Prof. Dr. med. Andreas Meisel, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité Universitätsmedizin Berlin

Prof. Dr. med. Michael Schroeter, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln